Erläuterungen zu Festen und Bräuchen im Kirchenjahr
Die Adventszeit
Advent bedeutet Ankunft und bezeichnet die Wochen, in denen die Kirche Jahr für Jahr auf das Kommen des göttlichen Heilands, des Messias (= „Gesalbter“) wartet. Daher beginnt ein neues Kirchenjahr stets mit dem ersten Adventssonntag, das ist der Sonntag, der dem Fest des heiligen Apostels Andreas (30. November) am nächsten liegt. Advent ist heutzutage keine Fasten- oder Bußzeit mehr, sondern eine Zeit der frohen Erwartung. Die liturgische Farbe violett als Farbe der Buße ist daher eher unpassend und stammt aus einer Zeit, in der früher vom Fest des heiligen Martin an (11. November) sechs Wochen lang zur Vorbereitung auf das Hochfest der Geburt des Herrn gefastet und kein Fleisch gegessen wurde, also zwischen Martinsgans und Mettenwürsten.
Der Adventskranz
Der Adventskranz verweist uns auf den doppelten Sinn des Advents. Der Kranz, wie übrigens auch die Kränze an den Gräbern, ist Zeichen der Ewigkeit: Wir warten in der Zeit des Advents ganz bewusst auf den am Ende der Zeiten wiederkommenden Herrn. Die vier Kerzen symbolisieren das Warten auf das Weihnachtsfest: Wir feiern die Geburt, d. h. die Ankunft unseres Herrn und Gottes Jesus Christus vor rund 2000 Jahren. Am 1. Adventssonntag werden beim Gottesdienst die Adventskränze der Gläubigen gesegnet.
Die Krippe
Der Ursprung der Krippen liegt in den geistlichen Schauspielen, die im 10. und 11. Jahrhundert in England und im französischen und deutschen Sprachraum aufgeführt wurden. Als Vorläufer unserer Weihnachtskrippen kann der mittelalterliche Brauch des „Kindleinwiegens“ der Klosterfrauen angesehen werden, die dazu eine hölzerne Christkindfigur verwendeten. Seit dem 17. Jahrhundert sind die Krippen volkstümlich geworden. Das Basteln von Krippen, das Schnitzen und Ausstatten der Figuren und der Aufbau einer entsprechenden Krippenlandschaft hat gerade in der Adventszeit seinen guten Platz. Man bereitet sich gleichsam spielend auf das Weihnachtsfest vor.
Der Christbaum
Der zu Weihnachten fast überall in der christlichen Welt mit Lichtern besetzte und geschmückte Nadelbaum wurde erst im 19. Jahrhundert allgemein üblich, geht aber wohl auf den heidnischen Brauch zurück, in den so genannten „Rauhnächten“ (vom 25. Dezember bis zum 6. Januar), in denen man die Umtriebe böser Geister fürchtete, als Abwehrmittel grüne Zweige in den Häusern aufzuhängen und Kerzen anzuzünden. Bei uns ist der Christbaum ein Symbol Christi, des „wahren Lebensbaumes“. Die Lichter und Strohsterne symbolisieren das in Bethlehem geborene „Licht der Welt“. Die häufig als Schmuck verwendeten Äpfel (oder auch Christbaumkugeln) stellen einen symbolischen Bezug zum paradiesischen „Apfel der Erkenntnis“ und damit zur Erbsünde her, die durch Christi Erlösungstat aufgehoben wurde, so dass der Menschheit die Rückkehr ins Paradies - symbolisiert durch den Christbaum - wieder offen steht.
Der Jahreskreis
Das Fest „Taufe des Herrn“ bildet den Abschluss des Weihnachtsfestkreises und markiert zugleich den Beginn der „Zeit im Jahreskreis“. In den folgenden Wochen bis zur Fastenzeit ist werktags wie sonntags grün die Farbe des Messgewandes und der Zingula (Gürtel über der Kutte) der Ministranten (außer an Festtagen). Vor der Liturgiereform ging die Weihnachtszeit bis zum 2. Februar, dem Fest der „Darstellung der Herrn“. Die damals übliche Bezeichnung „Mariä Reinigung“ erinnert an den jüdischen Brauch, 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes im Tempel das so genannte „Reinigungsopfer“ darzubringen. Die Texte der Heiligen Messe am 40. Tag nach Weihnachten künden uns heute noch von der denkwürdigen Begegnung der jungen Eltern mit den beiden frommen Senioren Hanna und Simeon.
Darstellung des Herrn
Nach altem Brauch werden am Fest der Darstellung des Herrn die Kerzen geweiht, die im Laufe des Jahres zur Ehre Gottes entzündet werden. Daher stammt der früher oft verwendete Name „Mariä Lichtmess“ für den 2. Februar.
Der Blasiussegen
Der Märtyrerbischof Blasius von Sebaste wird als einer der Nothelfer angerufen und verehrt. An seinem Gedenktag, dem 3. Februar, wurden früher Kerzen geopfert und dann an den Hals gehalten zum Schutz vor Halskrankheiten. Daraus hat sich der Brauch des Blasiussegens entwickelt: Mit zwei gekreuzten brennenden Kerzen vor dem Gesicht wird uns auf die Fürsprache des heiligen Blasius der Segen zugesprochen. Damit stellen wir uns unter den Schutz des dreifaltigen Gottes und bitten ihn um Bewahrung vor Krankheiten und allem Bösen.
Das Aschenkreuz
Asche ist nach der biblischen Vorstellungswelt Zeichen menschlicher Gebrechlichkeit und des Todes, außerdem Zeichen der Trauer und Buße. Nach alter Denkweise enthält Asche als Produkt eines Verbrennungsvorgangs die reinigende und läuternde Kraft des Feuers und ist somit auch Zeichen der Umkehr.
Am Aschermittwoch wird Asche von verbrannten Palmbuschen gesegnet und „auf das Haupt gelegt“: Wir empfangen ein Aschenkreuz auf die Stirn, das uns an unsere menschliche Sterblichkeit erinnert, aber zugleich Zeichen Christi des Erlösers ist, der in seinem Sterben den Tod besiegt hat.
Das Aschenkreuz mahnt uns auch, „die vierzig Tage der Buße in rechter Gesinnung zu begehen“, wie es im Gebet zur Segnung der Asche heißt.
Die Fastenzeit
Gesang und Orgelspiel sind nicht nur schmückendes Beiwerk zum Gottesdienst, sondern Bestandteil der Liturgie selbst. Darum ist es nicht gleichgültig, welche Lieder an welcher Stelle gesungen werden. Die Fastenzeit ist durch sehr einfache Lieder geprägt, die in den ersten Wochen vor allem den Bußcharakter dieser Zeit betonen, später dann auch das Leiden des Herrn (Passionslieder). Die Lieder werden nur leise von der Orgel begleitet, ein festliches Orgelspiel zum Ein- und Auszug, sowie zum Kommunionempfang entfällt. Außerdem wird während der Fastenzeit kein Halleluja vor dem Evangelium gesungen, sondern ein Christus-Ruf, und es entfällt das Gloria. Stille soll bei der Eucharistiefeier einen möglichst breiten Raum einnehmen.
Die Heilige Woche
In der heiligen Beichte bereiten wir unser Herz auf die Feier der Erlösung vor, indem wir unser Versagen und unsere Schuld bekennen und im Sakrament der Versöhnung Vergebung, d. h. Gottes Barmherzigkeit und Liebe erfahren und mit neuer Zuversicht beschenkt werden.
Mittwoch:
Chrisammesse im Münchener Liebfrauendom mit Weihe der heiligen Öle, die im Laufe des kommenden Jahres bei jeder Taufe, Firmung, Priesterweihe, Krankensalbung und Altarweihe in unserer Erzdiözese verwendet werden.
Gründonnerstag:
Wir gedenken des Letzten Abendmahles Jesu mit seinen Jüngern. Hier nimmt das Zeichen der Eucharistie seinen Anfang.
Karfreitag:
Liturgie des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz. Wir feiern, dass Gottes Liebe über Tod und Grab hinaus bleibt.
Ostern:
Wir feiern die Auferstehung Jesu Christi. ER lebt, und ER hat uns allen, seinen Jüngerinnen und Jüngern, versprochen, uns auch in ein Leben zu führen, in dem es keinen Tod mehr gibt. Nach altem Brauch werden die während der Fastenzeit lang entbehrten Speisen gesegnet: Fleisch, Käse und Eier, Brot und natürlich die Osterlämmchen.
Der Wettersegen
Leben und Glauben der Menschen gehören zusammen. Daher wundert es nicht, dass nach alter Tradition am Ende der sonntäglichen Eucharistiefeier vom Fest des heiligen Markus bis Erntedank der Wettersegen gespendet wird; ursprünglich freilich nur bei drohendem Gewitter. Die Bitte um „gedeihliches Wetter“ ist auch heute noch lebensnotwendig. Und die Bitte, Gott möge „Blitz, Hagel und jedes Unheil“ von uns fernhalten, können auch städtisch geprägte Menschen nachvollziehen.
Die Kräutersegnung
Wir entdecken die Bedeutung unserer Kräuter neu und schätzen ihre Heilkraft. Wir staunen, in welcher Fülle uns ihre Lebenskraft geschenkt wird. Die unterschiedlichsten Düfte, Formen und Farben können zu einem Zeichen des Lebens in Fülle werden.
Der Erntedank
Am ersten Sonntag im Oktober feiern wir traditionellerweise Erntedank. Die Segnung der Erntegaben löst den vielerorts üblichen Wettersegen ab und bedeutet dreierlei: den Dank für das, was uns das Jahr hindurch an Nahrung und allem anderen Lebensnotwendigen von Gott geschenkt wurde; die Aufforderung, an hungernde und Not leidende Menschen zu denken und für sie mit zu sorgen; die Erinnerung, dass jedes irdische Mahl zeichenhaft auf das eucharistische Mahl und damit auf das ewige Gastmahl im Reich Gottes hinweist. Die Gaben der Erntedankaltäre geben wir deshalb an die Germeringer Tafel.
Die Kirchweihe
Das Hochfest der Kirchweihe erinnert an den Tag der Weihe der eigenen Kirche durch den Bischof und war früher das Hauptfest im Bauernjahr. Weithin sichtbar ist die weißrote Fahne, die nach einem der möglichen Evangelien des Kirchweihtags im Volksmund „Zachäus“ genannt wird. Diese Kirchweihfahne war einst der Aufruf zum gebotenen Landfrieden. Solange sie wehte, durfte nach bayerischem Landrecht von 1553 keine Fehde mehr ausgetragen werden.
Der Christkönigssonntag
1925 führte Papst Pius XI. aus Anlass der 1600-Jahr-Feier des Konzils von Nizäa ein Christkönigsfest ein, das den Gedanken der Königsherrschaft Christi in den Mittelpunkt stellt. Als „Christkönigssonntag“ wird dieses Hochfest im deutschen Sprachraum am letzten Sonntag im kirchlichen Jahreskreis begangen, womit sich auch ein gewisser Bezug zum so genannten Ewigkeitssonntag evangelischer Christen ergibt.
Allerheiligen und Allerseelen
Wenn das Kirchenjahr zu Ende geht, die Bäume ihre Blätter verlieren und die Tage kürzer werden, feiert die Kirche Allerheiligen und Allerseelen. An beiden Tagen denken wir im Gebet an Menschen, die einmal unter uns gelebt haben. Allerheiligen erinnert uns an Menschen, die als Heilige im Licht Gottes leben, von allem Leid und Tod befreit. Allerseelen konfrontiert uns direkt mit dem Tod von Menschen, denen wir persönlich verbunden waren und die wir schmerzlich vermissen. Allerheiligen und Allerseelen scheinen zwei unterschiedliche Tage des Kirchenjahres zu sein, und doch gehören sie innerlich zusammen. Beide Tage fordern uns heraus, dass wir uns dem Sterben, letztlich unserem eigenen Tod stellen und ihn als Weg in das ewige Licht Gottes hinein begreifen lernen. Unser Leben ist kein blinder Zufall und endet nicht im Nichts. Es wird einmal vollendet werden in Gottes großer Herrlichkeit, in die uns schon all diejenigen vorausgegangen sind, denen wir hier auf Erden im Gebet verbunden bleiben: den allen bekannten großen Heiligen der Kirche ebenso wie den nur uns persönlich bekannten kleinen Heiligen des Alltags.
Der Friedhofsbesuch
Gehen Sie einmal wieder auf den Friedhof. Er hat Ihnen vieles zu sagen. Vielleicht werden Sie sich wundern: Es muss kein trauriger Ort sein, es kann ein Ort der stillen Hoffnung sein. Die dort liegen, leben. Der Tod hat ihnen nichts anhaben können. Unsere Verstorbenen sind in Gottes gute Hände gefallen, für sie ist nun alles gut. Blumen, Kreuze und Kerzenlicht sprechen von unserem Glauben an einen Gott, der das Leben lieb hat.